Bienenprodukte sind für mich eine große Bereicherung in der Naturkosmetik. Eine schonende Imkerei und hohe Qualität der Produkte sind mir ein großes Anliegen. Josua Oberlerchner stellt Schönbrunner Honig her und hat mir einen Einblick in seine Imkerei gegeben.
Honig wirkt auf der Haut antimikrobiell, hilft also gegen Hautunreinheiten und lindert trockene, schuppige Haut. Honig kann zum Beispiel als Bestandteil in Pflegeprodukten wie Cremes, Lotions, Masken, Bäder oder Salben angewendet werden. Du kannst Honig aber auch pur auf die Haut auftragen. Honig bindet Wasser und hilft somit die Haut geschmeidig zu halten. Durch seinen schwach sauren PH-Wert unterstützt der Honig den Säureschutzmantel der Haut. Bevor du Honig und Honigprodukte anwendest teste bitte ob Allergien vorliegen.
Wie wird nun Honig hergestellt und was bedeutet wesensgemäße Haltung sowie eine gute Honigqualität?
Josua Oberlerchner erzählt mir von seiner Stadtimkerei in Schönbrunn: Dein Honig stammt ja direkt aus der Stadt.Wo sammeln die Bienen und durch welche Vielfalt setzt sich dein Honig zusammen?
Die Bienenstöcke stehen alle im Schlosspark Schönbrunn, im Naturschutzgebiet Fasangarten. Das heißt die Bienen sammeln den Nektar auch in dieser Gegend. Schönbrunner Honig ist keine Wanderimkerei und die Stöcke bleiben deshalb das ganze Jahr am gleichen Standort. Die Vielfalt an Nektar in diesem Gebiet ist wunderbar groß, und so setzt sich der Honig aus Linde, Liguster, Götterbaum, Ahorn, Wilder Wein, Geißbart, Edelkastanie, Eichenmistel, Rosskastanie, Apfel, Birne, Weißdorn, Cotoneaster, Holler, Glockenblume, Büschelschön, Flieder, zusammen.
Ich biete keine Sortenhonige an, denn jede Schleuderung ist einzigartig. Es handelt sich vielmehr um Landschaftshonig, jeder Honig ist eine Momentaufnahme der blühenden Landschaft. Meistens schleudere ich nach der Robinienblüte, nach der Rosskastanienblüte und nach der Lindenblüte. Die Honige werden nach dem Schleuderdatum bezeichnet, natürlich ist z.B. nach der Lindenblüte auch diese im Honig dominierend, allerdings ist das Spannende immer die Begleitflora, welche den Honig erst einzigartig macht.
Wie wichtig ist eine (Bio-)Qualität des Honigs?
Vor allem ist für mich eine wesensgemäße Bienenhaltung wichtig. Ich achte sehr auf einen geschlossenen Wachskreislauf und lasse die Bienen ihren natürlichen Bautrieb ausleben. Als Beutenmaterial (Beute ist die Bezeichnung für den Bienenstock) kommt nur unbehandeltes Holz in Frage. Bei der Varroabehandlung, die leider unumgänglich ist, verwende ich nur organische Säuren, welche auch in der biologischen (und biodynamischen) Imkerei zugelassen sind. Ich selber habe kein Bio-Gütesiegel, ganz einfach weil dies für eine kleinstrukturierte Imkerei ein zu großer finanzieller Aufwand ist. Schönbrunner Honig orientiert sich aber an den Richtlinien für Biohonig, und geht hier auch noch weiter. Ich lasse den Bienen auch ihren eigenen Honig zum Überwintern und füttere nur bei Bedarf zu. Der Honig wird direkt vor Ort geschleudert und abgefüllt. So gelangt der Honig ohne Umwege vom Bienenstock ins Honigglas. Schonend zu Imkern war von Beginn an oberste Priorität, was auch bedeutet, die anfallende Imkerarbeit ausschließlich mit Rad inklusive Anhänger oder dem öffentlichen Verkehr zu erledigen.
Welche Bienenprodukte empfiehlst du für die Anwendung in der Naturkosmetik?
Honig ist viel mehr als ein Gemisch aus Fructose und Glucose. Vor allem das Zuckerspektrum, von Einfach- bis Mehrfachzuckern, verleiht Honig seine Grundeigenschaften. Enzyme, Mineralstoffe, Aminosäuren und Vitamine sind nicht nur ernährungstechnisch wertvoll sondern machen Honig für äußere Anwendungen so interessant. Honig wurde in fast allen Kulturen zur Wundbehandlung genutzt. Und Studien zeigen auch eindeutig, dass Honig bei mittelschweren Verbrennungen die Wundheilung dramatisch beschleunigt. Ich finde ein Riesenvorteil von Honig ist, dass er sehr gut verträglich ist und die regionale Verfügbarkeit (noch) sehr günstig ist.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Produktion von Gelée Royale komplett ablehne. Die Herstellung ist für die Bienen ein extremer Stressfaktor und entspricht nicht einer wesensgemäßen Haltung und lässt sich damit auch niemals vereinbaren. Im Gegensatz zu Wachs: die Biene hat von nur Natur aus einen starken Bautrieb und so fällt ein Überschuss an Wachs an, welcher von der Imkerin/dem Imker abgeschöpft werden kann- ohne massiv in den Stock einzugreifen. Ich finde den Geruch von Bienenwachs einfach unwiderstehlich. Die gute Hautverträglichkeit und die pflegenden Eigenschaften machen Bienenwach für die Naturkosmetik unentbehrlich.
Ein anderes Bienenprodukt, wenn auch mehr unbekannt, ist Propolis, das Kittharz der Bienen. Ich verwende hier immer alkoholische Auszüge aus Propolis für z.B. kleine Hautunreinheiten, Fieberblasen oder Aphthen und bin von der Wirkung regelmäßig begeistert. Propolis kann mit Recht als natürliches Antibiotikum und Virostatikum angesehen werden. Die Bienen kleiden genau aus diesem Grund das Innere Ihres Stockes damit aus (und reparieren damit kleine Öffnungen im Holz- deshalb die Bezeichnung Kittharz)
Vielen Dank Josua für den Einblick in deine Imkerei und über die reichhaltigen Informationen zu den Bienenprodukten!
Fotocredit: Josua Oberlechner, Schönbrunner Honig.
Es versteht sich wohl von selbst, dass ich jetzt große Lust auf ein Honigbrot bekommen habe und gleich mal eines essen muss 😉